Mehr Aufmerksamkeit für Frauengesundheit!

Frauenmedizin von Männern geprägt

In einer Welt, in welcher Männer über Jahrtausende hinweg an der Spitze der Entscheidungsprozesse standen und die Weichen für das öffentliche Leben gestellt haben, wurde die Frau auch in die Medizin nur am Rande einbezogen – und das sowohl in der Rolle der ärztlichen Fachkraft als auch jener der Patientin. Viele der Konzepte prägen selbst heute noch die Medizin. Die starke männliche Mehrheit in Führungspositionen – der sogenannte Gender-Gap – hat wohl auch maßgebliche Auswirkungen auf den Stellenwert von Frauengesundheit und die Ausrichtung der medizinischen Forschung.

Diskrepanz bei Klinischen Studien

Die häufigsten Todesursachen in Industrienationen sind heute Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Obwohl rund 50% der Betroffenen Frauen sind, werden in klinische Studien zur Erforschung von Medikamenten zur Behandlung dieser Erkrankungen um durchschnittlich 10% weniger Frauen eingeschlossen. Noch schlimmer ist die Diskrepanz bei psychischen Erkrankungen, wo rund 60% der Betroffenen Frauen sind aber ihr Anteil in Studien nur 42% ausmacht.
(Sosinsky et al. Con.Clin.Trials, 2022)

Ein hoher Frauenanteil unter den Teilnehmer*innen klinischer Studien ist aber kein Anspruch der Höflichkeit sondern eine gesundheitliche Notwendigkeit. Krankheiten und therapeutische Möglichkeiten wirken nämlich unterschiedlich auf beide Geschlechter. So werden beispielsweise Medikamente von Frauen langsamer abgebaut als von Männern, dennoch erhalten sie i.R. dieselbe Dosis. Ein weiteres Beispiel ist die ungeheuerliche Tatsache, dass Frauen nach einem Herzinfarkt mit höherer Wahrscheinlichkeit sterben als Männer. Der Grund dafür: die Symptome sind geschlechterspezifisch, und jene der Frauen werden in der Medizin offenbar auch heute noch oft schlichtweg verkannt. Meist treten bei ihnen nicht die «typischen» Brustschmerzen auf, sondern Bauchschmerzen, Kurzatmigkeit, Übelkeit und Müdigkeit, weshalb sie im Akutfall meist später die erforderliche Behandlung bekommen. Das zeigt deutlich, dass der primär männliche Fokus der Vergangenheit medizinische Konzepte geprägt hat, die bis heute massive Auswirkungen auf den Stellenwert der Frauengesundheit haben.

Schwache Frauenquote in leitenden Positionen

Noch bis in die 70er-Jahre gab es nur einen verschwindend geringen Anteil von Frauen in der Ärzteschaft. Mittlerweile hat sich aber sehr wohl ein positiver Trend bei der Frauenquote ab. Der Frauenanteil unter Medizinstudent*innen beträgt bei uns heute bereits 55%, und rund 50% aller praktizierenden Ärzt*innen sind weiblich. In Führungspositionen dominieren allerdings immer noch klar die Männer: Nur 14,3% aller Abteilungsleitungen öffentlicher Krankenanstalten und 18,8% der ärztlichen Direktionen öffentlicher und privater Krankenanstalten sind weiblich besetzt. Der Frauenanteil in der Führungsebene der Österreichischen Ärztekammer macht überhaupt nur verschwindende 5,8% aus (Fitzgerald M, Karl Landsteiner Institut, „Frauenanteil in der Medizin“, 2021). Auch die Leitung von privaten Arztpraxen liegt nur zu rund 38,5% bei Frauen. Somit ist nicht nur der Wissenstand der heutigen Medizin stark von männlichen Konzepten geprägt, sondern auch die Entscheidungsprozesse immer noch männlich dominiert.

Statistiken zeigen allerdings deutlich, dass Frauen immer noch den Löwenanteil an Sozialleistungen wie z.B. Kindererziehung, Altenbetreuung und pflegende Berufe in unserer Gesellschaft bewältigen. Sie sind daher oft stärkeren gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt als Männer. Dennoch hat ihre eigenen Gesundheit noch nicht einmal gleichwertigen Stellenwert in unserer Gesellschaft.

 

Die Spitze des Eisbergs: Gynäkologie und Menopause

Besonders arg ist die Diskrepanz in der ureigenen Frauendomäne, der Gynäkologie und Geburtshilfe. Ihre Entwicklung war über Jahrzehnte von Fehlinterpretationen anmaßender Männer geprägt, z.B. dem Mythos über den „unreifen“ klitoralen Orgasmus (Siegmund Freud) oder die Totsagung der weiblichen Sexualität nach der Menopause, die bis heute die Einstellung vieler Ärzt*innen beeinflussen. Leider haben viele Gynäkolog*innen immer noch Scheu, mit Frauen offen über deren Sexualleben zu sprechen, weshalb insbesondere bei den Männern große Wissenslücken bestehen.

Eine große Auswirkung hat dieser Zustand auf die Frauengesundheit in der Menopause, wo Frauen einen sehr raschen Abfall der Sexualhormone durchleben, womit zahlreiche gesundheitliche Rückschläge und frühzeitige Alterungsprozesse verbunden sind. Frauen sind daher sogar heute noch wenig darüber aufgeklärt, wie viele wichtige Funktionen die Sexualhormone für ihre gesamte Gesundheit haben; so z.B. für die Immunabwehr und Krebsprophylaxe, die Gesundheit von Knochen, Gelenken und Sehnen sowie die Funktion wichtiger Drüsen wie beispielsweise Schilddrüse, den Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vieles mehr. Hormonersatztherapie wird daher in der gynäkologischen Praxis meist nur gegen „Unannehmlichkeiten“ wie z.B. Wallungen angeboten, und die schweren gesundheitliche Folgen des Hormondefizits werden gar nicht erst diskutiert. Die therapeutischen Möglichkeiten sind allerdings ohnedies oft recht bescheiden und beschränken sich meist auf 2 synthetische Hormone; diese haben mit den körpereigenen Hormonen eigentlich gar nichts gemein, außer dass sie dieselben Rezeptoren besetzen. Man muss schon großes Glück haben, eine(n) Ärzt*in mit ganzheitsmedizinischem Ansatz zu finden, der/die versiert in der Anwendung bioidenter Hormone ist und sich eventuell auch noch mit der Mikronährstoffversorgung auskennt!  

Eine bekannte Folge der Vielzahl von Beschwerden, welche in der Menopause ihren Anfang nehmen ist, dass Frauen durchschnittlich zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr die allermeisten Medikamente verordnet bekommen und auch die höchste Missbrauchsrate an Medikamenten in dieser Gruppe zu verzeichnen ist.

Vieles hast Du aber selbst in der Hand. Mit entsprechender Ernährung und Vitalstoffversorgung ist die Lebensqualität meist viel besser. Wenn Du mehr erfahren willst oder Arztkontakte brauchst, frag einfach nach.